Typ C – NPC
ist eine häufig übersehene, neurodegenerative Erkrankung, die im (Klein-) Kindesalter, in der Pubertät oder im Erwachsenenalter auftreten kann. Eine Anhäufung von Lipiden und anderen Fettstoffzellen in den Körperzellen und Gehirn führt zu folgenden Symptomatiken: Verwaschene Sprache (Dysphasie), Gangunsicherheit, Ungeschicklichkeit, Gangprobleme (Ataxie), Krampfanfälle, Tremor, Bewegungsstörungen, Problematik der Körperspannung (Dystonie) – plötzlicher Verlust des Muskeltonus, Sturzanfälle (Kataplexie) und Schluckprobleme (Dysphagie).
Morbus Niemann-Pick ist eine sehr seltene, autosomal-rezessive Erberkrankung.
Durch die Vielfältigkeit der Symptome und die Seltenheit entsteht oftmals ein sehr langer Diagnoseweg. Zudem gibt es für keine Form der Erkrankung eine Therapie.
Umso wichtiger ist es, sich zu vernetzen, auszutauschen und eng mit Medizinern, Forschung und Wissenschaft zusammenzuarbeiten.
Wie bei Typ A/B ASMD gibt es auch beim Typ C verschiedene Verlaufsformen, die sich in erster Linie durch das Manifestationsalter und die Art der ersten neurologischen Symptome unterscheiden.
- Perinataler Verlaufstyp
- Infantiler Verlaufstyp
- Spätinfantile Manifestation
- Juvenile Manifestation
- Adulte Manifestation
Typ C – Merkmale der Suptypen
-
Perinatal
-
Infantil
-
Spätinfantil
-
Juvenil
-
Adult
Dieser Typ tritt mit den Symptomen einer schweren Lebererkrankung bereits im Säuglingsalter auf oder wird durch fetale Sonographie-Untersuchungen schon im Mutterleib entdeckt. Die beeinträchtigte Leberfunktion führt zu Gedeihstörung und daraus folgend zu einer mangelhaften motorischen Entwicklung in den ersten Lebensmonaten. Rund die Hälfte der betroffenen Kinder leidet an einem zu klein entwickelten Kopf (Mikrozephalie).
Neben der stark beeinträchtigten Leber und der z.T. erst nach Lebertransplantation ohne Heilung gestellten Diagnose kann im Säuglingsalter auch die Lunge beteiligt sein.
Es kommt zum Versterben im frühen Kindesalter durch Leber- oder Lungenversagen, ein Fünftel der Betroffenen wird nicht älter als 5-9 Monate.
Leitsymptome:
(Manifestationsalter: < 2 Monate)
-
- Fetaler Aszites/ Hydrops fetalis
-
- Hepatosplenomegalie
-
- Cholestatische Hepatopathie (Ikterus prolongatus)
-
- Muskuläre Hypotonie
-
- Pulmonale manifestation (NPC2)
Beim infantilen Verlaufstyp fällt dem Kinderarzt in der Regel bereits im ersten Lebensjahr eine ungewöhnlich vergrößerte Leber und gleichzeitig vergrößerte Milz auf. Diese könnten auch auf eine Gaucher- oder Niemann-Pick A oder B (ASMD)-Erkrankung hinweisen, führen aber durch weitere Diagnostik zu NPC.
Spätestens zum Ende des ersten Lebensjahres wird die verzögerte motorische Entwicklung deutlich, die mit Schwerhörigkeit einhergehen kann. Im weiteren Verlauf verlieren die Kinder bereits erworbene Fähigkeiten und weisen Symptome wie Zittern der Gliedmaßen (Tremor) und Sprechstörungen (Dysarthrie) auf, die durch Schädigungen im Kleinhirn verursacht werden. Schluckstörungen, Probleme bei der Nahrungsaufnahme und schließlich die Notwendigkeit einer künstlichen Ernährung dominieren den Verlauf.
Die Lebenserwartung liegt bei 5-7 Jahren.
Leitsymptome:
(Manifestationsalter: 2 Monate bis 1 Jahr)
- Hepatosplenomegalie oder isolierte Splenomegalie
- Psychomotorische Entwicklungsverzögerung/- stillstand
- Spastik
- Vertikale supranukleäre Blickparese
Im Alter von 3-5 Jahren fällt den Eltern auf, dass ihre betroffenen Kinder ungewöhnlich oft stolpern, ungeschickt sind und eine Gangunsicherheit entwickeln. Das sind neben einer zunehmend verwaschenen Sprache die ersten neurologischen Anzeichen für das Auftreten der spätinfantilen Verlaufsform.
Weitere Auffälligkeiten und der Hinweis auf gestörte Bewegungsabläufe fallen beim Neuropädiater auf.
Gelenkfehlstellungen wie X-Beine oder Fußfehlstellungen, bedingt durch einen erniedrigten Muskeltonus, führen zum Orthopäden.
Auffälligkeiten bei den Augenbewegungen, z.B. der für NPC typischen vertikalen Blickparese, einer Lähmung der Augen bei der Auf- und Ab-Bewegung mit oftmals vergrößerten Pupillen, treten etwa im Alter von 6 Jahren auf. Eine neuroophthalmologische Untersuchung beim Augenarzt gibt Aufschluss über verlangsamte und verkürzte vertikale und horizontale Sakkaden.
Die Kataplexie, ein plötzlicher durch starke Emotionen ausgelöster Tonusverlust, ist ein weiteres neurologisches Symptom, das anfangs kaum auffällt, wenn das Kind beim Lachen lediglich kurz mit dem Kopf nach vorne kippt wie ein Kopfnicken. Die Ausprägung kann jedoch erheblich variieren und sich mit der Zeit verstärken bis es zu einem kompletten Sturzanfall kommt, bei dem das Kind mit erheblichem Verletzungsrisiko in sich zusammen sackt.
Im Grundschulalter kommen bei mehr als der Hälfte der Betroffenen Krampfanfälle und Epilepsien hinzu, die zu einer rapiden Verschlechterung der neurologischen Symptome führen und weitere kognitive Defizite bewirken. Innerhalb kurzer Zeit schreitet die Erkrankung nach einer relativ stabilen Phase nun rasant voran und führt letztlich zum Verlust der Selbständigkeit und der Kommunikationsfähigkeit.
Lebenserwartung 10-15 Jahre
Leitsymptome:
(Manifestationsalter: 2- 5 Jahre)
- Hepatosplenomegalie oder isolierte Splenomegalie
- Psychomotorische Entwicklungsverzögerung
- Progressive Ataxie
- Vertikale supranukleäre Blickparese
- Epilepsie
- Kataplexie
Bis in die Grundschulzeit entwickelt sich das Kind bei der juvenilen Form scheinbar normal. Leichte Auffälligkeiten wie Ungeschicklichkeit oder schlechte Koordination sowie Lernprobleme verlaufen uncharakteristisch.
Erst mit deutlich werdenden Problemen im Gangbild oder der Aussprache (meist nach der Grundschulzeit) beginnt in der Regel die aufwändige Suche nach der Ursache der Probleme, die aufgrund der Heterogenität der Symptome durchaus 5-10 Jahre dauern kann.
Die Störung der Augenbewegungen, die supranukleäre Blickparese, führt zu auffälligen Kopfbewegungen um ein Objekt zu fixieren und kann insbesondere bei der horizontalen Störung durch eine Art Kopfschleudern für eine Tic-Störung gehalten werden. Beim gestörten Blick nach oben wird der Kopf nach hinten geneigt als wolle der oder die Betroffene unter etwas hindurchschauen.
Wie bei der spätinfantilen Form kommt es im weiteren Verlauf zu Kataplexien mit Sturz- und Verletzungsgefahr, zu Epilepsien und zum Verlust von körperlichen Funktionen.
Insbesondere der kognitive Abbau fällt nach der überwiegend unauffälligen Grundschulzeit beim Wechsel auf die weiterführende Schule auf und geht mit Lernproblemen und nachlassender Leistung einher. Schulfrust, Misserfolge trotz Nachhilfe und schließlich Wechsel der Schulform bis auf Lernbehinderung spezialisierte Einrichtungen können die Folge sein.
Im Rahmen der über Jahre voranschreitenden Erkrankung treten Schluckstörungen auf sowie Spastiken, deren Verlauf durch Epilepsien beschleunigt werden können.
Das Endstadium ist gekennzeichnet durch Demenz (Alzheimer des Jugendlichen), spastische Störungen des Muskel- und Nervensystems (Fortbewegung im Rollstuhl) sowie nachlassender Schluckfähigkeit (künstliche Ernährung über eine Magensonde).
Lebenserwartung: 18-30 Jahre
Leitsymptome:
(Manifestationsalter: 6-15 Jahre)
- Hepatosplenomegalie oder isolierte Splenomegalie
- Kognitiver Abbau
- Progressive Ataxie
- Vertikale supranukleäre Blickparese
- Dystonie
- Epilepsie
- Kataplexie
In den letzten Jahren werden immer mehr Erwachsene mit Niemann-Pick Typ C diagnostiziert, deren Symptome im psychiatrischen bzw. neuropsychiatrischen Bereich auftreten. Diese können sich als schizophren-psychotische oder depressive Auswirkungen zeigen und stellen im fortgeschrittenen Alter oftmals die Erstsymptome der neurodegenerativen Erkrankung dar. Die klassischen neurologischen Befunde wie z.B. die Bewegungsstörungen (Ataxie oder Dystonie) sowie der kognitive Abbau sind noch nicht oder kaum ausgeprägt und u.U. anfangs durch die psychiatrischen Symptome überlagert. Veränderungen der inneren Organe sind kaum diagnostizierbar. Der Verlauf ist bei diesem Untertyp deutlich langsamer als bei den mit klassischen Symptomen einhergehenden Formen.
Lebenserwartung: 10-20 Jahre nach Auftreten der ersten neurologischen Symptome
Leitsymptome:
(Manifestationsalter: > 15 Jahre)
- Kognitiver Abbau
- Psychiatrische Symptome
- Vertikale supranukleäre Blickparese
- Progressive Ataxie
- Dystonie